Themenfindung und Arbeitsorganisation
Die Entscheidung für ein Thema will gut überlegt sein: Der Erfolg stellt sich am ehesten ein, wenn der Aufwand für die Forschungsarbeit richtig eingeschätzt wird und ein Vorhaben gewählt wird, das in der zur Verfügung stehenden Zeit auch gut zu bearbeiten ist. Wichtig sind das Interesse am Thema und möglichst persönliche oder familiäre Zugänge (z.B. über die Grosseltern, einen Verein oder die Schule). Entscheidend für die Bearbeitung: Das Thema muss sich ausgehend vom konkreten Beispiel sinnvoll eingrenzen lassen, Materialien und / oder Zeitzeugen müssen zugänglich sein.
Ein Arbeitsplan hilft, die Zeit optimal einzuteilen. Hinein gehören nicht nur die eigentlichen Arbeitsphasen, sondern auch alle Unterbrechungen wie Ferien, Projektwochen oder intensive Prüfungsphasen. Wichtig: Die Darstellung dauert meist länger als die Materialsammlung. Ausserdem muss Zeit für das Abschreiben von Interviews, das Tippen, Korrekturlesen, Kopieren und Binden der Arbeit sowie für unvorhersehbare Zwischenfälle eingeplant werden.
Recherchieren
Informieren Sie sich zuerst anhand vorhandener Literatur (Bibliothek) über die betreffende Zeit und das gewählte Thema. Weiterhelfen können auch LehrerInnen, Bibliothekare oder Archivmitarbeiter.
Bei den Fundorten und Materialien sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt: Natürlich kann man in Bibliotheken und Archiven erfolgreich nach Quellen suchen, aber auch bei Organisationen, in Vereinen, Unternehmen und Behörden, bei Parteien und Gewerkschaften, in Museen, auf Dachböden und in Kellern. Aussagekräftig können Ortschroniken, Akten und Zeitungen sein, private Unterlagen wie Briefe, Tagebücher, Verträge, Zeugnisse, Bilder, Fotos, Filme oder auch Sachzeugnisse wie Grabsteine, Denkmäler, Gedenktafeln, Münzen oder Bauwerke und vieles mehr.
Achten Sie schon bei der Materialsammlung darauf, immer die genauen Fundorte (Signaturen) der Quellen festzuhalten. Nur dann sind Ihre Ergebnisse später nachprüfbar. Sofern Sie ZeitzeugInnen interviewen, halten Sie bitte Namen, Geschlecht und Geburtsjahr sowie den Gesprächstermin fest. Auf Wunsch der Zeitzeugen können ihre Namen anonymisiert werden. Es ist nicht die Menge an Material, die am Ende entscheidend ist. Viel wichtiger ist, dass das gefundene Material wirklich etwas über Ihr Thema aussagt und dass es von Ihnen kritisch ausgewertet wird.
Geschichte im Archiv entdecken. Wie kamen Jelmoli, Blocher und Yakin in die Schweiz?
Ein Gespräch mit Anita Ulrich, der Vorsteherin des Schweizerischen Sozialarchivs in Zürich, über Tipps und Tricks zum Auffinden wichtiger Akten. Hier
Auswerten
Denken Sie daran, dass keine Quelle für sich spricht. Sie sollten sich fragen: Wann, in welcher Situation und unter welchen Bedingungen ist eine Quelle entstanden, was ist ihr zentraler Inhalt und in welcher Absicht wurde sie hergestellt?
Stützen Sie sich nach Möglichkeit auf mehr als eine Quelle. Unterschiedliche Perspektiven und Meinungen zu einem Sachverhalt zeigen Übereinstimmungen, aber auch Widersprüche auf. Nehmen Sie verschiedene Sichtweisen wahr und seien Sie vorsichtig mit Pauschalurteilen. Mündliche Überlieferungen sollten Sie immer mit den Angaben aus schriftlichen Quellen und Büchern vergleichen und eventuelle Widersprüche in Ihrer Arbeit festhalten.
Das blosse Aneinanderreihen von Kopien ist noch keine preiswürdige Leistung. Forschen bedeutet, unterschiedliche Informationen zu sammeln, zu vergleichen, zu bewerten und schliesslich in einer Darstellung sinnvoll zusammenzufügen. Es sollte auch deutlich werden, wie die Ergebnisse Ihrer Arbeit mit der allgemeinen Geschichte zusammenhängen.
Darstellen, Dokumentieren, Präsentieren
Für die Ordnung ist eine möglichst frühzeitige Gliederung, die selbstverständlich immer wieder angepasst werden kann, unverzichtbar. Sie zwingt dazu, über das Ziel der eigenen Arbeit nachzudenken, hilft, Widersprüche und Lücken frühzeitig aufzudecken, dient der Trennung von wichtigen und nebensächlichen Informationen und erleichtert bei einer Gruppenarbeit die Arbeitsteilung.
Das «Belegen» kann durch Fussnoten oder durch der Arbeit beigefügte Kopien geschehen, lassen Sie sich hier durch eine Fachperson beraten!
Versuchen Sie, Darstellung und Dokumentation nach Möglichkeit voneinander zu trennen. Längere Quellen sollten, sofern sie für Ihre Arbeit wichtig sind, als Anhang beigefügt werden. Denken Sie an das Inhaltsverzeichnis und an das Quellenverzeichnis am Schluss der Arbeit, wo Sie alle für die Arbeit benützten Bücher, Archivalien, Zeitungsartikel, Gespräche und andere Materialien auflisten müssen.
Die Präsentation der Ergebnisse kann nicht nur in Form einer schriftlichen Arbeit erfolgen, ebenso denkbar sind z.B. eine Fotodokumentation, ein Video, ein Theaterstück (aus Quellen und/oder fiktiven Texten zusammengefügt), eine Ausstellung, eine CD oder ein historisches (Brett‑) Spiel. Wichtig ist bei diesen Formen der Präsentation ein Arbeitsbericht / Kommentar und evtl. eine «Bedienungsanleitung».
Ihre Arbeit kommt erst richtig zur Geltung, wenn sie auch durch das Äussere überzeugt. Dazu gehören ein ansprechender Titel, ein gelungenes Layout, Illustrationen im Text, vollständige Sätze und korrekte Rechtschreibung.
Machen Sie für sich eine Kopie der Arbeit, da preisgekrönte Arbeiten im Archiv von HISTORIA bleiben.
Werkzeuge für Projekte und Interviews (oralhistory.ch)